Tuesday, 26 October 2010

RRRRRRrrrrtigerrrrrrRrrrrRRRR?

Hallo Freunde!
Ich hinke etwas hinterher mit meinen Postings. Im Moment sind wir in Darjeeling, im Norden von Westbengalen, ganz in der "Nähe" der Nepalesischen Grenze. Es passiert immer so wahnsinnig viel, und abends sind wir oft so fertig bzw. müssen morgens früh raus, dass außer für Fotos sortieren kaum Zeit bleibt, wenn man sich noch etwas erholen will. Ich hoffe ich gerate nicht zu sehr in Verzug!



Weiter im Programm, weiter mit Kolkata und Sunderban!
Wir hatten ja für 3500Rs (umgerechnet ca. 55 Euro) die Zweitagestour in das Sunderban Tiger Reservat gebucht. Das liegt im Süden Westbengals, wo der Fluss Hooghly ins Meer mündet. Dort gibt es ein riesiges Mangrovengebiet (tatsächlich ist es das größte der Welt, Wikipedia hat die Details). Morgens um halb acht wurden wir von unserem Führer Vimek und Fahrer Ali am Hotel abgeholt, mit uns fuhren noch Les, ein älterer Herr aus England, und Michelle und Johnny aus Canada mit.
In dem Preis war die Unterkunft, der Führer, Fahrer, Bezingeld für den Jeep sowie Wasser und Bootstour inbegriffen. Also eigentlich ganz ok vom Preis.
Ich hangel mich einfach wieder an den Fotos entlang, das hilft meinem armen Reizüberfluteten Gedächtnis etwas auf die Sprünge.

Los geht es mit ein paar Impressionen aus dem Stadt- und Vorstadtleben.

Es ist unglaublich was die Leute hier alles auf die unmöglichsten Arten transportieren... Im Stapeln und Tragen sind die Inder wirklich Weltmeister. Im Norden stellen sie sich nicht ihr Transportgut AUF den Kopf, sondern hängen es mit einem langen Stirnband daran und tragen es auf dem Rücken. Fotos folgen. Die Hühner auf dem ersten Bild waren übrigens noch lebendig.
Die meisten Fotos sind aus


Slums gibt es in Indien natürlich echt viele. Hier ist ein kleiner Schnappschuss aus dem Auto heraus von einem Slum in Kolkata.



Die Straßen sind immer sehr belebt, es ist immer laut und bunt und riecht immer intensiv. Irgendwann erfinde ich mal ein Medium, das all diese Eindrücke gleichzeitig vermittelt. Bis dahin müsst ihr es euch leider vorstellen. Als kleine Hilfestellung gibts ein kurzes Video von einem kleinen Ort irgendwo südlich von Kolkata.


Backsteinfabriken. Ganz in der Nähe gab es auch eine Lederfabrik. Der komplette Landstrich stank abartig nach faulen Eiern, es war wirklich widerlich! Dazu kam ein Kanal, dessen Rände vom Müll und der Chemie schwarz waren, auf der Oberfläche hätte man gehen können. Natürlich hatte er keine Betonwände, und der ganze Kram sickert ins Grundwasser. Und natürlich haben die Leute sich in Seitenabflüssen gewaschen und ihr Wasser dort geholt. Welche Wahl haben sie dort auch schon?


In einem kleinen Dorf sind wir dann auf eine Fähre umgestiegen, um auf die nächste Insel zu gelangen - Gott sei Dank nicht auf diese völlig überfüllte Nussschale.
 Mit der sind wir dann am nächsten Abend im Dunkeln zurück gefahren. Wieder so ein typisches Indiending: Der sicherheitsliebende Deutsche denkt: "Oh super, ich wollte schon immer bei Vollmond in dieser Dreckbrühe ertrinken!" und am Ende geht alles gut und eigentlich war es gar kein großes Ding.



Von der Anlegestelle mussten wir dann einmal quer über die Insel transportiert worden - mit der Fahrradrikscha. Das war sehr lustig, aber wegen der Vibration der Ladefläche hat meine Nase die ganze Zeit ganz furchtbar gekitzelt! Aaah! Auf den Bildern sind ein paar Impressionen von Unterwegs zu sehen. Les und Michelle auf der Rikscha hinter uns, der lokale Kuhmarkt (?) und eine Dame beim Baden.




Unser Hotel - es wurde gerade repariert und Arbeiter schleppten den ganzen Tag riesige Betonplatten auf ihren Köpfen ins oberste Stockwerk. Die Einrichtung war spartanisch (zwei Doppelbetten für uns drei, Dusche, Klo continental style, Waschbecken, Kommode, Moskitonetze), aber völlig ausreichend, und die Kakerlaken haben uns auch nicht behelligt. Nach der Ankunft gabs erst einmal kühles KingFisher Bier für alle. Wir hatten abends alle einen ziemlichen Schädel! Bei den Temperaturen sollte man lieber kein Starkbier trinken... Danach gings dann auf einen Spaziergang ins angrenzende Dorf.




Überall sind Reisfelder, die in einem irrsinnigen Grünton leuchten! Dazu Palmen, Bambus und grüne Tümpel. Zwischendurch blitzt mal eine rote Blüte oder ein bunter Sari hervor. Die Hütten im Dorf waren meistens aus Holz, Lehm, Kuhdung und Wellblech gebaut und sahen recht gemütlich aus. Elektrizität gibt es selten, aber einige Hütten haben Solarzellen auf dem Dach. Wer Strom hat, hat meistens auch einen Fernseher!
Während wir Mädels mit einem Ziegenbaby gespielt haben, haben die Männer gegen die Dorfjungs eine Mischung zwischen Billard und Eisstockschießen mit Mühlesteinen. Man schnippst einen Puck von einer Linie gegen einen anderen, der dann idealerweise in einer der vier Löcher in den Ecken versinkt. Natürlich haben die Dorfjungs haushoch gewonnen.

 
Wir sind abends alle wie tot in unsere Betten gefallen. Am nächsten Morgen um 08.00 Uhr ging es dann mit einem Boot ins Tigerreservat, wo man eeewig durch die Mangroven fährt, ca. 7h insgesamt. Zwischendurch wird an so genannten Watch-Towers gehalten, wo man in einem eingezäunten Bereich von Türmen oder Brücken aus versuchen kann, ein Tier zu entdecken.




Tiger haben wir leider keine gesehen, dafür aber seine Spuren. Am Morgen war an einem der Watchtowers ein Tiger gefangen worden, weshalb dieser leider nicht zugänglich war. Die Tiger kommen trotz Zäunen immer mal wieder in die Dörfer geschwommen und verletzen oder töten Dorfbewohner, zuletzt vor einem Monat.


 
Dafür gab es jede Menge anderes Viechzeugs. Schlammspringer, Axishirsche, ein Krokodil (von dem ich leider kein Bild machen konnte), Krabben und lustige Nacktschnecken, die erstaunlich harte Haut hatten und sich erstaunlich schnell bewegten.

Zum Schluss noch ein paar Eindrücke von der Bootsfahrt, auf dem zweiten Bild ist unser Führer Vivek zu sehen, der sich wirklich größte Mühe gegeben hat. Das einzige was manchmal etwas gestört hat war seine Liebe zu westlichen Schnulzliedern à la Ronan Keating, die er auf seinem Handy abgespielt und dann hingebungsvoll mitgesungen hat.

Abends ging es dann in der Dämmerung auf der Fahrradrikscha zurück, dann mit der Nussschale zum Jeep und mit diesem zurück nach Kolkata. Im Dunkeln ersetzen die Inder übrigens das permanente Hupen durch permanentes Lichthupen. Ob das der Sicherheit so zuträglich ist bleibt offen, wir sind jedenfalls heil angekommen.

Leider war dann ersteinmal der Akku von meiner Kamera leer, ich habe mir gerade einen Erstatzakku gekauft, damit mir nichts mehr entgeht! Wir haben zurück in Kolkata erstmal unser Gepäck von Solomon zurück erhalten (Roberts Aufgabe), haben mit Solomon Essen geholt (meine Aufgabe) und mit der einen Fahrt zur Kirche am nächsten Tag (Sarah) ist somit jeder von uns einmal in den Genuss gekommen, mit einem Motorrad durch den indischen Stadtverkehr zu düsen - es war für uns alle die erste Motorradfahrt und wir waren alle sehr schwer begeistert. Ich war vor allem von der Selbstverständlichkeit überrascht, mit der ich mich auf das Motorrad gesetzt habe und wie viel Spaß ich an der Fahrt hatte. In Deutschland mache ich immer einen Bogen um die Dinger.


Den letzte Tag in Kolkata haben wir zunächst mit Organisieren verbracht, wir mussten ja noch unser Bahnticket nach New Jalpaiguri kaufen! Wir haben also ein Taxi genommen und uns am Fairlie Place absetzen lassen - und hier beginnt eine lange Geschichte, die ich hier jetzt nicht wiedergeben möchte, weil sie mir auch ein bisschen peinlich ist. Sie endet jedenfalls damit, dass wir den Taxifahrer komplett über den Tisch gezogen haben, statt er uns. Mit etwas Glück und eher unbeabsichtigt, wir dachten ER würde UNS abzocken. Solomon war sehr irritiert, weil sich indische Taxifahrer nicht einfach so über den Tisch ziehen lassen und wies uns vor unserer nächsten Fahrt darauf hin, nicht weniger als 50Rs zu zahlen!! :)
Dann hieß es wieder packen und mit dem Taxi zu einer christlichen Kirche fahren, wo wir an einem Taizé-Prayer teilnehmen wollten, das Solomon organisiert hat. Für mich ist das ja eigentlich nichts, aber er hat sich sehr über unsere Anwesenheit gefreut und das war das Mindeste, mit dem ich meine Dankbarkeit für all das, was er für uns getan hat, ausdrücken konnte. Außerdem war es ganz interessant, mal die christliche Seite Indiens zu sehen. Natürlich waren wir wieder mal eine Art Attraktion, wir wurden in der Ansprache erwähnt und mussten uns nach der Veranstaltung total überraschend eine Videobotschaft an Kolkatas Jugend aus den Fingern saugen - wir waren völlig überrumpelt und haben uns vermutlich total albern benommen.

Nach dem Prayer haben wir uns schnell in einer Seitenstraße Essen und Trinken organisiert (frische Tandoori Roti, also Brotfladen die im Lehmofen gebacken werden, dazu noch Bananen) und dann ging es mit einem Taxi zum Bahnhof. Nach einer kurzen Wartezeit hat uns Solomon zu unseren Nachtzug, dem Darjeeling Mail, gebracht und wir haben uns verabschiedet. Die erste Station ist somit abgeschlossen!
Der nächste Eintrag handelt dann von unserer ersten Zugfahrt und unseren Erlebnissen in den Bergen!
Ich bin ab morgen Abend in Nepal, dort werden wir vermutlich erstmal kein Internet und Handy haben, also bitte nicht wundern. Wir bleiben vermutlich ein paar Tage.

Bis bald!

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