Thursday 4 November, 2010

Darjeeling II

Weiter gehts mit unserem regulären Programm :) Nach den Strapazen des letzten Berichts huldigen wir jetzt wieder der Schönheit dieses Landes. Bitte lehnen Sie sich zurück, machen Sie es sich bequem und sperren Sie Augen und Ohren auf.




Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Video stehen, aber die Internetverbindung versagt mir das leider. Es zeigt, es hätte ein traditionelles hinduistisches Lied gezeigt, der begnadete Sänger ist Orlando, einer der beiden Bangladeshi, die wir im Zug kennengelernt haben. Danach hat er noch "One love" von Blue (erinnert ihr euch? Das ist verdammt lange her...) auf Englisch und Bangla vorgetragen. Einfach gut! Vielleicht kann ich es ja irgendwann nachreichen. Sorry!

Unser Tag beginnt mit dem Erklettern der Stadt. Da wir fast ganz unten einquartiert sind und Sonam's Kitchen fast ganz oben liegt, bedeutet das Treppensteigen. Vieele Treppen. Aber die Shortcuts lohnen sich, man entdeckt an den verstecktesten Orten kleine Tempel, wie zB diesen wunderbar kitschig-bunten zu Ehren von Ganesha, mitten zwischen grauen Häusern, in eine kleine Ecke gequetscht.

Bei Sonam's treffen wir uns mit Bea und Jens und gönnen uns erstmal das köstliche dicke Toastbrot mit salziger Butter, gebratene Tomaten und Ei, den krönenden Abschluss bildet dieser unheimlich leckere Bananen-Schoko-Pfannkuchen!



 Gut gestärkt laufen wir Richtung Tempel. Wir kommen am Markt vorbei, an dem die urtümlichsten Arten von Gemüse angeboten werden sowie Fisch, Süßes, Klopapier und Snacks. Die Hundehaufen auf der Straße dürfen natürlich nicht fehlen ;)

  Am Tempel werden wir von ein paar Affen begrüßt. Wir haben bisher nur kurz welche aus dem Auto, auf der Fahrt durch Siliguri gesehen, und stürzen uns begeistert mit unseren Kameras auf die Primaten. Für die anwesenden Inder sind vermutlich gerade wir es, die sich dadurch zum Affen machen, denn die Viecher sind nicht nur possierlich, sondern klauen öfter (zB die Schuhe, die die Tempelbesucher am Eingang abstellen müssen) und beißen auch unter Umständen.


Der Tempel ist wunderschön. Ich habe ja schon in Japan meine Begeisterung für buddhistische und shintoistische Tempel und Schreine bestärkt und das setzt sich hier in fort. Auch wenn es sich um einen hinduistischen Tempel handelt, spürt man den Einfluss des Buddhismus sehr stark, auch die Tatsache, dass Darjeeling mal zu Nepal gehörte. Überall hängen Gebetsfahnen in den Farben der fünf Elemente, die sich sowohl im Buddhismus als auch im Hinduismus finden. Hier oben auf dem Berg hört man nur entfernt das Hupen der Stadt, präsenter sind die vielen Grillen, ein paar Vögel und hin und wieder die Glocken, mit denen die Gläubigen ihren Gott um Glück bitten. Ich könnte ewig auf der Bank sitzen und den Fahnen zusehen, wie sie im Wind wehen, aber die anderen vier wollen weiter. Wir treffen noch ein deutsches Paar, die mit Sarah und Robert im Flugzeug saßen und denen wir in Kolkata schon über den Weg gelaufen sind. In Varanasi sollten wir sie dann nochmal bei der abendlichen Puja am Ganges sehen.



Wieder ein Beitrag zu Indiens lustiger Tierwelt. Heute: Die Mördergrillen aus dem Weltall. Wenn ihr die Spitzen von Daumen und Zeigefinger aneinanderlegt habt ihr den Umfang dieser riesigen Viecher, die einen unvorstellbaren Krach machen. Kurz nachdem ich das Foto aufnehme kommt ein Affe und frisst die Grille. Das zweite Foto zeigt die Plagen auf dem Boden und die auf den Bäumen und Mauern. In die Quere kommen sie sich glaube ich selten. Im Zweifelsfall hätte wohl der Hund das Nachsehen.

 
Diese wunderschöne alte Kirche haben wir vom Tempel aus entdeckt und wollen sie unbedingt von innen sehen. Wir betreten das Grundstück durch das unverschlossene Tor, ohne wirklich zu wissen ob das überhaupt erlaubt ist, und streifen um das Gebäude herum. Alle Kamerabesitzer freuen sich einen Keks über die tollen Motive, aber einen offenen Eingang finden wir nicht. Wir treffen noch eine uralte Nepalesin auf dem Grundstück, die kein Wort Englisch spricht. Ihr Gesicht ist ebenso winzig wie der Rest ihrer Erscheinung und erinnert mich an eine konservierte Moorleiche, irgendwie gruselig.



Unser nächster Gang führt uns ins Nathmull, Darjeelings wohl bekanntesten Teeladen. Wenn wir schon hier sind müssen wir ja wohl auch Tee kaufen! Der sehr ambitionierte Verkäufer führt uns fast alle Sorten vor, indem er erst etwas darüber erzählt und dann die getrockneten Teeblätter in seinen Händen anhaucht und uns unter die Nase hält. So bekommen wir einen Eindruck von den Aromen. Die Preisspanne reicht von recht günstig bis echt teuer, wobei man für chinesische oder japanische Tees in Deutschland bestimmt noch ein Vielfaches zahlen könnte. Der teuerste Tee in ihrem Geschäft ist ein weißer Tee, dessen Blätter zu diesen „silver bullets“ gerollt werden, aus der zweiten Saison von 2010 (es gibt drei Saisons wenn ich das richtig verstanden habe, Spring, Summer und Autumn). 








Nach so vielen Eindrücken müssen wir uns ja wohl stärken, es ist auch schon ein Uhr! Also nichts wie los zu dem tibetischen Restaurant, was wir am letzten Abend entdeckt haben! Wir bestellen uns die tollen Suppen, die aus einer starken selbstgemachten Hühnerbrühe mit Gemüse und selbstgemachten Nudeln oder tibetischen Maultaschen bestehen, riesige frühlingsrollenartige Teig-Fleischtaschen, Momos und Pizza, die mit Pizza nicht sehr viel gemein hat. Dazu natürlich den genialen Tee: Eine ausgepresste Zitrone in ein großes Glas, eine gute Portion klein geschnippelte Ingwerstücke dazu, dann 100ml Honig drauf und das Ganze mit heißen Wasser aufgießen. Das macht sowas von wach und fit! Perfekt für Darjeelings kühle Temperaturen und vielleicht auch für euren Winter? ;) 



Eigentlich sind wir alle schon voll, aber wir kaufen noch Minikuchen für die Reise am nächsten Tag (Jens und Bea ziehen weiter nach Sikkim, wir nach Nepal), und können wieder nicht an den köstlichen Schokotörtchen vorbeigehen. Naaa guuut, ein letztes Mal noch!








Dann heißt es mal wieder Packen! Später abends treffen wir uns noch für ein Stündchen auf einen Abschiedstee mit den Berlinern, deren neuen Reisegenossen nach Sikkim und auch Orlando und Julian gesellen sich nochmal hinzu. Wir hatten wirklich eine wunderschöne Zeit hier in Darjeeling, was den vielen freundlichen Nepalesen, Bea und Jens, mit denen wir uns großartig verstanden haben, und der einzigartigen Landschaft und Stadtarchitektur zu verdanken ist. Ich werde noch sehr oft an Darjeeling denken, es ist wirklich ganz anders als das Indien unterhalb der Wolkengrenze. Trotzdem ist es Teil Indiens und diese Vielfalt ist es, die das Land so spannend macht und niemals langweilig werden lässt.
Wir gehen viel zu spät ins Bett und sind gespannt, was uns in Nepal erwartet!

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